21. bis 23. März 2004
Auf der gebührenpflichtigen Asphaltstrasse erreichen wir Khartoum schnell. Dank den därrschen Koordinaten ist auch der Camping «Blue Nile Sailing Club» einfach zu finden. Wir treffen auf viele andere Reisende. Einige sind mit dem Auto oder Motorrad unterwegs, andere mit dem Velo. Eine weitere Gruppe rudert in Schlauchbooten von der Quelle des weissen Nil bis zur Mündung im Mittelmeer. Viele Geschichten, Erzählungen, Vermutungen und Mutmassungen kursieren. Schon bald finden wir heraus, was wir uns als wertvolle Tips merken wollen. Die zwei Tage auf dem Camping nutzen wir für einen kleinen Service am Auto, für das Waschen der Kleider und zum relaxen.
Wir treffen einen polnischen Piloten, welcher in seiner freien Zeit versucht, Hovercrafts zu verkaufen. Da es an potentiellen Kunden mangelt, werden wir zu einer Spritztour eingeladen. Wo der weisse und der blaue Nil zusammenfliessen kühlen wir uns mit einem Bad ab. Die Temperatur klettert am Tag auf über 40 Grad. Am Abend essen wir jeweils in der Stadt in einem der einfachen Restaurants.
24. März 2004
Zwei Tage Pause in Khartoum haben gut getan. Wir wollen nun innerhalb der nächsten zwei Tage die äthiopische Grenze erreichen.
Nach einigen Verzögerung, wegen Internet und Strassenverkehr, machen wir uns kurz nach dem Mittag auf den Weg nach Gedaref. Die Lufttemperatur ist unglaublich hoch. Der Fahrtwind erscheint einem wie ein riesiger Haartrockner. Anfänglich zweifelten wir noch an den 44 Grad Lufttemperatur von Reinhards Thermometer, mittlerweile erscheint uns der Wert eher zu tief. Reinhard ist ein Deutscher Tourist, der einen Dokumentarfilm über die sudanesischen Nomaden drehen will.
Unser Ziel Gedaref in einem Tag zu erreichen, schaffen wir nicht. Das macht allerdings nichts.
Mit Nando und Dave haben wir wieder einen friedlichen Abend in der Wildnis. Nando, ein Holländer den wir in Khartoum kennengelernt haben, kommt mit Dave mit bis Gedaref.
25. März 2004
Gegen Mittag erreichen wir Gedaref. Nando entscheidet sich mit uns bis zur Grenze des Sudans weiterzufahren. Nando ist ein Weltenbummler, wie er im Buche steht. Er überprüft welche Möglichkeiten für eine Weiterreise vorhanden sind und wählt die beste Möglichkeit aus.
Die sudanesische Piste zeigt sich von ihrer schlechtesten Seite. Die Steine sind gross und scharfkantig, wie nie zuvor. Tiefe Furchen laufen, leicht zu übersehen, quer über die Strasse. Mitten im Nachmittag verabschiedet sich einer unserer Reifen mit einem lauten «Peng». Das ist sie also: Unsere erste Reifenpanne. Der Schlauch ist geplatzt und die Karkasse ist aufgerissen. Unter der sengenden Sonne bei 45 Grad Lufttemperatur wechseln wir den defekten Reifen. Der Gummi ist so heiss, dass man ihn nicht länger als eine halbe Minute in den Händen halten kann.
Kurz vor der Grenze nach Äthiopien schlagen wir, erschöpft von der Hitze, unser Nachtlager auf. Heute steht Reis Kasimir auf der Speisekarte.
26. März 2004
Eine knappe Stunde Fahrt bringt uns bereits um 10 Uhr an die Grenze zu Äthiopien. Die Grenzformalitäten sind innerhalb einer Stunde erledigt. Rekord! Es ist extrem heiss, dass Thermometer zeigt Werte bis 47 Grad.
Entgegen Berichten anderer Reisenden, sind die Leute in Äthiopien sehr freundlich. Die Landschaft wird jetzt extrem bergig. Vom GPS lesen wir die aktuelle Höhe über Meer von bis zu 2400m. Die Temperatur pendelt sich auf dieser Höhe bei zirka 35 Grad ein. Die Nacht verbringen wir Gonder, eine Stadt 2200m.ü.M.
27. März 2004
Die Besichtigung von Gonder bestätigt unseren Eindruck, dass Äthiopien noch ärmer als der Sudan ist. Der christlich-orthodoxe Glaube bildet einen starken Kontrast zu den bisherigen muslemischen Ländern. Die Präsenz von Frauen in der äthiopischen Arbeitswelt ist ein Merkmal dieser drastischen Veränderung. Ein weiterer markanter Unterschied ist der öffentliche Konsum von alkoholischen Getränken in Restaurants, welcher uns wie der erste Unterschied auch nicht stört.
28. März 2004
Mein Geburtstag wurde bereits eine Sekunde nach Mitternacht zum Anlass einer kleinen Feier, die Manuel und Dave arrangiert haben. Bei traditioneller Musik und einer Kaffeezeremonie stossen wir auf meinen 31ten an. Die Kaffeezeremonie beinhaltet Rösten, Mahlen und Trinken des Kaffees.
Die Abfahrt nach Bahir Dar am Morgen verschiebt sich bis kurz nach dem Mittag, weil die abendliche Fete bis in den Morgen gedauert hat und sich der Getränkekonsum nicht nur auf Kaffee beschränkt hat. Auf unglaublich schlechter und staubiger Piste fahren wir 180km bis Bahir Dar. Die Pistenqualität erlaubt kaum ein Fahren über 50km/h. Entsprechend brauchen wir fast fünf Stunden für die Distanz zwischen Gonder und Bahir Dar.
Bahir Dar belohnt uns aber mit dem wunderschönen Lake Tana. Wir finden im Garten des Hotels Ghion direkt am See einen wunderschönen Campingplatz. Wir entschliessen uns zwei Tage in Bahir Dar zu bleiben.