Sudan

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15. März 2004
Nach dem Morgenessen fahren wir zum Büro für die Fähre-Buchung in den Sudan. Wir wollen nach dem Kauf des Tickets in Aswan unseren Vorrat an Bier und Gemüse aufstocken, sowie alle Tanks mit dem billigen Benzin füllen.
Unsere Einschätzung, die Zollabfertigung in Ägypten sei einfach, bewahrheitet sich in keiner Art und Weise. Fünf Stunden Zeit schmelzen dahin, weil der Beamte meint, die Schilder für das Auto müssten am Ort der Einreise abgegeben werden. Ohne das grüne Licht der Verkehrspolizei, werden wir beim Zoll nicht abgefertigt und ohne Zoll können wir nicht auf die Fähre. Mit Hilfe eines lokalen Taxifahrers und viel Bakschisch schaffen wir es trotzdem, die Schilder abzugeben, die Zollformalitäten zu erledigen und endlich auf den Verlad auf die Fähre zu warten.

Die Fähre verdient kaum diesen Namen. Es ist eigentlich ein Beiboot eines Passagierschiffes. Dieses Beiboot ist gerade so breit wie unser Auto lang ist. Dave, ein Schotte ist der zweite Passagier mit einem Auto auf der Fähre.

Die Nacht bricht bereits herein, als wir endlich Aswan verlassen. Zu unserem Erstaunen fährt das Beiboot mit unserem Auto und dem schottischen Landrover ohne uns los. Später in der Nacht sollen die beiden Schiffe zusammengekoppelt werden.

16. März 2004
Tatsächlich wird das Frachtboot während der Nacht parallel an das Passagierschiff gekoppelt. Beruhigt, dass unser Autos nun wieder in der Nähe sind, wollen wir im Dachzelt schlafen. Jedoch bereits während dem Nachtessen auf dem Beiboot, werden wir wütend auf das Passagierschiff zurückgepfiffen. Unsere Idee, dem Dreck des Passagierschiffes zu entrinnen und in unserem eigenen Zelt zu schlafen, wird brutal zerstört.
Es bleibt uns also nichts anderes übrig, als inmitten des mit Fracht überstellten Schiffes, einen Schlafplatz zu suchen.

Die Nacht war ziemlich aufreibend, um so schöner ist der Sonnenaufgang über dem Nassersee. Kaum ist es richtig hell, wird das Passagierschiff vom Frachtboot getrennt. Wieder das unbehagliche Gefühl, dass sich unsere Autos samt all unserem Hab und Gut von uns entfernen.


Nach dem Mittag erreichen wir Wadi Halfa. Nach etlichen Stunden des Wartens, erreicht auch das Frachtboot Wadi Halfa. Wieder viel Geduld ist notwendig, bis Zoll und Einreise erledigt ist. Mittlerweile bricht die Nacht herein. Irgendwo in Wadi Halfa schlagen wir unsere Zelte auf und fallen anschliessend in unseren wohlverdienten Schlaf.

17. März 2004
Die vermeintlich kurze Aktion der Registrierung unserer Personalien beim lokalen Alien-Office in Wadi Halfa dauert wiederum vier Stunden. Kurz nach dem Mittag können wir uns dann endlich in Richtung Süden von Wadi Halfa verabschieden.

Dave, der Schotte überzeugt uns, mit Ihm die Route durch die Wüste in Richtung Berber zu nehmen. Die Strecke folgt einer Eisenbahnlinie, somit ist die Navigation «a peace of Cake». Der Sudan zeigt sich nun von seiner schönsten Seite. Asphaltstrassen existieren nicht. Die Landschaft und Farben der Wüste zeigen sich in ihren intensivsten Prägungen.

Die Nacht verbringen wir in windiger, bergiger Umgebung.

18. März 2004
Wir folgen der Eisenbahnlinie durch die Wüste. Dave wird mit seinen Fahrkünsten immer mutiger. Von unserem «Abflug» in Libyen wissen wir, dass das ins Auge gehen kann. Es kommt so wie es kommen musste. Irgendein kleiner Hügel ist zu hoch für die Geschwindigkeit. Der Innenraum von Daves Landrover gleicht einem Schlachtfeld. Eine Mischung aus Honig, Chlor, Milch Teigwaren und vielem mehr übersäht den Boden, die Kleider, einfach alles.


Es bleibt Dave nichts anderes übrig als seinen geliebten Landy zu leeren und komplett zu reinigen. Nach zwei Stunden ist alles wieder sortiert und gereinigt. Was bleibt ist etwas Sonnenbrand und eine interessante Mischung aus Essen und Reinigungsmittel auf dem Wüstensand.

Das Kochen am Abend wird diesmal von Schweizer Kochkünsten geprägt. Das Chilli con Carne überzeugt auch den Schotten. Bei Lagerfeuer und wiederum etwas windiger Umgebung geniessen wir den Abend unter dem faszinierenden afrikanischen Sternenhimmel.

19. März 2004
Nach etwa 400km durch absolutes Niemandsland erreichen wir nach Wadi Halfa das erste Dorf. Im Gegensatz zu Ägypten gibt es kaum Autos. Die Tankstelle ist ein Hinterhof ohne Zapfsäule. Mit einem Trichter wird aus einem tropfenden Plastikkanister Benzin getankt. Wir fühlen uns um Jahre in der Zeit zurückversetzt.

Die Sudanesen haben eine wesentlich dunklere Hautfarbe, als die bisher getroffenen Menschen. Jetzt sind wir im richtigen Afrika. Wieder treffen wir auf den Nil. Hier im Sudan ist der Nil jedoch viel schmaler als in Ägypten, wo der Nil ein mächtiger Strom ist. Dennoch prägt der Fluss die Landschaft. Mit dem Wasser werden kleine Farmbetriebe bewässert. Ein grüner Streifen folgt dem Lauf des Nils und gibt der Landschaft einen wunderschönen Kontrast.


Wir finden einen traumhaften Nachtplatz am Fusse einer kleinen Düne, direkt am Ufer des gewaltigen Flusses. Begleitet von einem farbintensieven Sonnenuntergang sorgen wir für unser leibliches Wohl.

20. März 2004
Nach einigen einfachen Dörfern und fast 600km Wüste, treffen wir auf die erst sudanesische Asphaltstrasse in der Nähe von Atbara.
Das Leben hier scheint wesentlich zivilisierter zu sein. Dennoch sind die Lebensverhältnisse der Bewohner immer noch sehr einfach.
Auf einem lebhaften afrikanischen Markt kaufen wir wieder frisches Gemüse, Brot und einige Büchsen an Vorräten.

Die Zivilisation macht es merklich schwieriger einen ruhigen Rastplatz zu finden. Mit Händen und Füssen machen wir dem Hirten klar, dass wir gerne auf seinem Land übernachten wollen. Als wir glauben aus seinen Gesten und seinem Wortschwall so etwas wie ein «JA» zu hören, beginnen wir unser Nachtlager aufzubauen.
Eine gewisse «Übermotiviertheit» lässt uns unter Daves fachkundiger Anleitung gar zu Sport verleiten. Erstaunte Blicke der Hirten begleiten uns beim Herumrennen auf den staubigen Feldwegen.
Hungrig und Müde von Sport genehmigen wir uns eine unserer «Open Air»-Duschen.

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